Die Geschichte von Mirtos in Kurzfassung

und eine Zusammenfassung der Minoische Periode

Wie Mirtos enstanden ist
Ende des 19. Jahrhunderts konnte man noch nicht über ein Dorf Mirtos sprechen, weil damals die Menschen nicht direkt am Meer wohnten. Der Grund? Es war zu gefährlich. Auf dem Meer gab es viele Piratenschiffe die immer wieder die Küstenstriche angriffen. Erst als diese Gefahr abgewendet war begannen die Bewohner der umliegenden Bergdörfer an die Küste zu ziehen. Viele der ersten Einwohner von Mirtos kommen aus dem Dorf Gdochia, ungefähr sieben Kilometer oberhalb. Warum sie ausgerechnet diesen Platz wählten ist leicht zu erklären. Mirtos war schon damals ein Handelsplatz. Die örtlichen Produkte vom Hinterland wurden zum kleinen Hafen (karavostási), in dieser Zeit westlich der Bucht gelegen, gebracht um weiter nach Ierapetra verschifft zu werden. Von dort aus wurden die Waren weiter transportiert, sowohl auf das Festland also auch ins Ausland.
Der zweite Weltkrieg
Mirtos wurde grösser. Es war noch keine Rede von Wohlstand aber man hatte sein Auskommen und es war Friede. Bis zum zweiten Weltkrieg. Die deutsche Wehrmacht landete 1941 auf Kreta und begann vorwiegend an der Südküste aus strategischen Gründen Sperrzonen zu errichten. Sie stiessen dabei auf heftigen Widerstand der kretischen Partisanen. Viele der Kämpfer, aber auch zivile Personen, verloren während dieser Zeit ihr Leben . Schliesslich wurde auf höheren Befehl das Dorf am 15. September 1943 evakuiert. Achtzehn Männer und Jungen weigerten sich und wurden exekutiert. Alle Häuser wurden verbrannt. Das grosse Drama von Mirtos ist auf einer einfachen Tafel bei der kleinen Kirche Agios Antonios verewigt. Darauf stehen die Namen der achtzehn Umgekommenen und an jeden Jahrestag werden hier Kränze niedergelegt und eine Messe für ihre Seelen gelesen.
Der Wiederaufbau
Anfänglich wollte die Bevölkerung nach dem Krieg nicht zurückkehren. Mit etwas Druck der Regierung entschlossen sie sich doch dazu. Die verbrannten Mauern standen noch und langsam wurde alles wieder aufgebaut. Die stark reduzierte Bevölkerung lebte in grosser Armut. Das dauerte an bis Ende der sechziger Jahre. Da kam der Niederländer Paul Kuiper nach Ierapetra und begann mit den Bauern die ersten Gewächshäuser zu errichten. Gemüseanbau ausserhalb der Saison, Sommergemüse im Winter, neue Saatsorten. So kam Wohlstand in die Region, auch für Mirtos brachte das einen Aufschwung.
Tourismus
In den frühen achtziger Jahren hielt der Tourismus in grösserem Ausmass Einzug auf Kreta. An der Nordküste wurde viel gebaut und verbaut. Diese Entwicklung ging an der Südküste viel langsamer vor sich, so auch in Mirtos. Als Schutz vor dem oft rauhen Meer im Winter wurde eine Strandpromenade gebaut. Dadurch war Platz geschaffen für kleine Familientavernen und Cafes. Ein gemütlicher Ort am Meer der bis heute der Anziehungpunkt des Dorfes geblieben ist.

Die anfangs einfachen Zimmer wurden ausgebaut, neue Unterkünfte kamen dazu, doch wurden keine grossen Hotelanlagen errichtet. Der Charakter des Dorfes ist nur geringfügig verändert worden. Ausserdem wurden ein paar kleine individuelle Geschäfte ohne die andersorts üblichen Souvenirs geöffnet.

Heute
Heutzutage wohnen ungefähr 600 Menschen das ganze Jahr über in Mirtos. Neben dem Tourismus ist die Landwirtschaft ein wichtiges Einkommen. Die touristische Saison dauert von April bis Anfang November. Die Einwohner sind fast ausschliesslich griechisch-orthodoxen Glaubens. Es gibt eine kleine Kirche aus der Gründerzeit und eine Grössere neueren Datums. Im Dorf ist ein Kindergarten und eine Grundschule. Für die höhere Schule müssen die Kinder nach Ierapetra. Mirtos ist eingegliedert in die Grossgemeinde Ierapetra und hat einen vom Volk gewählten Vertreter im Gemeinderat.

© Dick Ridder

Mehr über die Geschichte von Mirtos können Sie im Museum neben der alten Kirche erfahren.
John Atkinson

Museumsverwalter

Mirtos zur Zeit der Minoer

Die Minoer waren in der Region von Mirtos vom Anfang bis zum Ende der Bronzezeit. Menschen (die erst viel später die Minoer genannt wurden) kamen vor 3000 v.Chr nach Mirtos . Es waren Bauern und sie brachten Kühe, Schafe, Schweine und Ziegen mit. Es war die Jungsteinzeit und all ihre Werkzeuge waren aus Stein gefertigt. Um 2800 v.Chr. gab es zwei kleine Siedlungen. Die eine ist bekannt als der Hügel von Pyrgos, direkt oberhalb des Dorfeingangs. Die zweite liegt ungefähr einen Kilometer östlich auf dem Hügel Fournou Korifi. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt begann man Bronze auf Kreta zu verwenden. Es wurde aus dem nahen Osten geliefert. In Pyrgos und Fournou Korifi hatte man zur Zeit der minoischen Bronzezeit sowohl Stein als auch Bronze in Benutzung.

Fournou Korifi

Bei den Ausgrabungen von Fournou Korifi fanden die Archäologen folgendes:

• Werkzeuge aus Stein

• Werkzeuge aus Bronze

• Die Bewohner hatten Weinstöcke und machten Wein

• Spuren von Olivenöl weisen auf Öl für 100 Personen hin

• Sie waren Töpfer

• Sie waren Weber und stellten Kleidung her

• Die aus Ton hergestellte Figur einer Göttin wurde in einem der Räume gefunden

• Beweise von Handelsbeziehungen mit anderen Gemeinschaften, sowohl in der näheren Umgebung als auch mit anderen Ländern.

Nach 400 Jahren wurde die Siedlung von einem Feuer zerstört. Die Bewohner liessen alles was sie gerade benutzten liegen und stehen um sich zu retten. Sie kehrten nie mehr zurück. Deswegen ist Fournou Korifi eines der besten Beispiele wie die Menschen am Anfang der Bronzezeit gelebt haben. Die ausgegrabenen Mauerreste sind vor Ort zu besichtigen. Im Museum von Mirtos befindet sich ein masstabgetreues Modell von Fournou Korifi.

Pyrgos

Die Siedlung Pyrgos wurde nicht zerstört. Sie wuchs während zwei Palastzeiten für die nächsten 1350 Jahre lang. Ein grosses schönes Haus im Stil eines Palastes gebaut zeugt von dem damaligen Wohlstand der Siedlung. Die Zerstörung kam 1450 v.Chr. wie überall auf der Insel. Man glaubt dass die Explosion des Vulkanes Thera auf Santorini der Grund war und das Ende der Palastzeiten einleitete. Die Überreste des Herrenhauses sind auf dem Hügel Pyrgos noch zu erkennen.


©John Atkinson

Fournou Korfi

Pirgos